Einleitung

Die Beschreibungen der Gattung Dexiotricha sind verwirrend. Die Arten sind schwer zu bestimmen. Hier soll eine Art gezeigt werden, die in meiner Region recht häufig vorkommt, jedoch noch nicht eindeutig zu bestimmen ist.

Gattung Dexiotricha

Es gibt einige neuere Arbeiten zur Gattung Dexiotricha, die nahe legen, dass die einzelnen Arten mikroskopisch schwer zu unterscheiden sind. Vielmehr besteht in diesem Fall sogar die Gefahr eine Fehlbestimmung als Dexiotricha granulosa vorzunehmen, welche eine ähnlich dichte Granula (kugelige Zellorganellen) im Korpus zeigt. Für den Liebhaber des Planktons besteht hier lichtmikroskopisch ebenfalls Verwechslungsgefahr mit ähnlichen Colpidium Arten. Der Namenszusatz der Art Dexiotricha colpidiopsis weist nicht auf die Gattung Colpidium hin, denn Dexiotricha bildet eine eigene Gattung und sieht im Detail ganz anders aus. Andererseits weist der Artname auf diese Gefahr bereits hin. Der nicht eingearbeitete Mikroskopiker unterliegt oft dem Fehler aus einfachen morphologischen Vergleichen auf die Art zu schließen. Auch mir ist bewusst, dass man auf viele weitere Details achten muss. Im vorliegenden Fall habe ich eine nasse Silberimprägnierung angewandt, um die Art zweifelsfrei zu bestimmen. Qu et al. (2019) liefern glücklicherweise einen Artenschlüssel in ihrer neuen Arbeit, der sich jedoch ebenfalls erst mit der Versilberung erschließt. Demnach sind heute 8 Arten der Gattung Dexiotricha ausreichend gut beschrieben.

Dexiotricha colpidiopsis (Kahl, 1926) wurde im Jahr 2019 wieder beschrieben. Kahl selbst hatte die Art noch als Loxocephalus colpidiopsis bezeichnet. Der Name wurde später von Jankowski (1964) neu kombiniert. Weitere Arten sind in dem erwähnten Artenschlüssel beschrieben. Das Beispiel zeigt wieder einmal, welches Potential in den alten Arbeiten von Alfred Kahl noch steckt. Die frohe Botschaft für jeden Hobby-Mikroskopiker: Auch Kahl war ein Amateur. Es dauerte Jahre, in denen ich die hier gezeigte Art immer wieder regelmäßig fand, bis ich nun heute der Bestimmung näher bin. Allerdings sind die Beobachtungen von Kahl und die späteren Techniken der Versilberung und Gen-Sequenzierung nicht zu vergleichen. Viele Beschreibungen von Kahl liefern nur ungefähre Details der Arten, von denen wir heute meinen, dass sie Kahl gesehen hat. Daher hat das Studium der neueren Literatur immer Vorrang.

Für die Versilberung habe die Methode von AUGUSTIN, FOISSNER & ADAM (1984) in abgewandelter Form eingesetzt. Die hier beschriebene nasse Versilberung ist schnell anzuwenden und zeigt, dass man bei der Erfindung neuer Versilberungsmethoden durchaus experimentell unterwegs sein kann. Die Fotografien wurden unmittelbar nach der Versilberung unter Deckglas mit einer Wasserimmersion gewonnen. Die Fotosession inclusive Vergleichsaufnahmen einer Colpidium Art für einen A-B Vergleich ergab 485 Fotos, von denen ich hier nur einige ausgewählte Abbildungen zeige. Foissner gibt später an, dass diese Technik keine brauchbaren Dauerpräparate ergibt. Dies kann bestätigt werden.

Legende
PM: Parorale Membran
PK: Postorale Kinetiden
Ma: Macronucleus
Mi: Micronucleus
M1-3: Membranellen
CC: Caudalcilie
Ex: Extrusome
Ph: Phagosom (Nahrungsvakuole)
TC: Transverse Cilienreihe

Abbildung 1: Dexiotricha sp., Lebendbeobachtung; die zahlreiche Granula in den Individuen kann lichtmikroskopisch leicht zur Verwechslung mit D. granulosa führen. Das leicht nach vorne geneigte Köpfchen kann gerne auch mit Colpidium Arten verwechselt werden. Eine entsprechende Zeichnung bei Kahl, der ein Colpidium campylum mit einem "Kamm" zeigt (vgl. Kahl, 1931, S. 331, Abb. 19), ähnlich meiner Abbildung links, kann diese Verwirrung bestärken. Man achte auf den Wimpernkranz der transversen Cilien (TC, drei Pfeile). Ebenfalls zeigt die Art schwer erkennbare Strukturen (Ex), die weder bei Kahl (1931), Jankowski (1964) oder QU et al. (2019) erwähnt wurden. Diese können lichtmikroskopisch als Extrusome oder Mitochondrien gedeutet werden. Die folgende Fluoreszenzfärbung weist auf eine mögliche Verwechslung mit den Mitochondrien hin. Das Vorhandensein oder Fehlen von Extrusomen kann bislang jedoch nicht vollständig geklärt werden.

Abbildung 2: Erst die Versilberung zeigt bestimmungsrelevante Details, wie die drei postoralen Cilienreihen (PK). Links: seitliche Ansicht mit dem Mundfeld. Die Caudalcilie ist ebenfalls in der linken Abbildung zu erkennen. Rechts. Halb dorsale Ansicht der Bewimperung. Nicht alle relevanten Details stimmen mit den Abbildungen bei Qu et al. (2019) überein. Die Abbildungen zeigen ein leicht gequetschtes Exemplar.

Abbildung 3: Details der Versilberung des Peristoms mit der paroralen Membran (PM) und den drei Membranellen M1-3. Die Kinetiden (Basalkörper) der einzelnen Cilien der Membranellen des Mundfelds sind in der hohen Auflösung der Wasserimmersionsoptik gut zu erkennen.

Aufnahmedaten

Für die Fotografie verwendet wurde ein Mikroskop ein Zeiss Axio Lab.A1 mit einem Zeiss LCI Plan-Neofluar 63x/1,3 DIC nebst Immersionskondensor sowohl für die schiefe Beleuchtung und Versilberung, als auch die Fluoreszenzaufnahmen. Die Fotos wurden mit einer Canon EOS 77D gewonnen.

Literatur

  • Kahl, A., 1931. Urtiere oder Protozoa, 2. Holotricha. Gustav Fischer, Jena.
  • Zhishuai Qu, et al., 2019. Acta Protozool. 2019 May 24; 57(2): 95–106.

Danksagung

Ich möchte an dieser Stelle Michael Butkay für die Mithilfe und den Hinweis auf die Gattung danken.

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