Einführung

Die Wimpertierart Pseudoblepharisma tenue wurde 1926 erstmal von Kahl beschrieben. Martin Kreutz (1998) beschrieb eine Varietät dieser Art in einem Artikel in der Zeitschrift Mikrokosmos: Pseudoblepharisma tenue var. chlorelligera trägt zusätzlich Zoochlorellen und wurde in den vergangenen Jahren häufiger in einigen Amateurforen diskutiert und in Bezug gesetzt zu der von Alfred Kahl ursprünglich beschriebenen Art, Pseudoblepharisma tenue, welche keine Zoochlorellen trägt. Es wurde gemutmaßt, dass die Zoochlorellen innerartlich einer gewissen Variabilität unterliegen.

Pseudoblepharisma tenue var. chlorelligera

P. tenue var. chlorelligera ist der von Kahl ursprünglich beschriebenen Art zum Verwechseln ähnlich, erscheint jedoch meist etwas größer. Sie trägt ebenfalls endosymbiotisch eingelagerte Purpurbakterien in sich. Vermutlich handelt es sich bei den Bakterien sogar um mehrere verschiedene Endosymbionten. 

P. tenue var. chlorelligera stellt aufgrund der Diversität mehrerer Endosymbionten eine Besonderheit unter den Wimpertieren dar. Noch ist nicht klar, ob und welche besonderen Funktionen der beiden Endosymbionten dem Wimpertier in seinem Habitat zum Vorteil gereichen.

Neue genetische Befunde weisen darauf hin, dass es sich bei den beiden Varianten von P. tenue tatsächlich um zwei verschiedene Arten handelt dürfte, die an einigen Standorten gemeinsam auftreten. Die Art ist auffällig und gut von der von Kahl beschriebenen Art zu unterscheiden an ihrer größeren Körperlänge und den Zoochlorellen, die sie in sich trägt. Die beiden Pseudoblepharisma Arten stehen der Gattung Spirostomum genetisch sehr nahe, wie neuere Untersuchungen von Foissner et al. (2020) belegen. Alfred Kahl wies als erster darauf hin, dass gewisse Ähnlichkeiten des Peristoms von Pseudoblepharisma mit dem Aufbau des Mundfelds der Gattung Spirostomum bestehen. In der Tat ist P. tenue var. chlorelligera auch kontraktil, wie die übrigen Spirostomum Arten. P. tenue var. chlorelligera bildet in den bisher gesichteten Proben fast immer größere Kolonien in schleimigen Klumpen, in denen die Ciliaten aus schleimigen Substanzen, Bakterien und Detritus eine Lorica bauen und darin aufhalten. Teilweise verharren sie hier auch über längere Zeiträume fast regungslos, vermutlich nehmen sie hierbei auch ihre Nahrung auf, die in der Regel aus Bakterien bestehen dürfte.

Literatur

  • Muñoz-Gómez, S.; Kreutz, M.; Bauer T.; Hess, S.: The phylogenetic context for the origin of a purple-green eukaryote. International Society of Protistologists, Conference Meeting, 26–30 July 2021.
  • Foissner, W.; Stoeck, T.; Kreutz, M.: Morphologic and molecular phylogeny of Pseudoblepharisma Kahl, 1927, a loricate Spirostomidae (Ciliophora, Hetertrichea). German Society of Protozoology, annual meeting, 2020.
  • Kreutz, M. Pseudoblepharisma tenue var chlorelligera - a ciliate with two symbionts Pseudoblepharisma tenue var chlorelligera - ein Ciliat mit zwei Symbionten. Mikrokosmos. Mai 1998; 873: 167-171.
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